Angampora, Kriegskunst der Einheimischen auf Sri Lanka. Wahrscheinlich kannst du bisher mit diesem Begriff noch nicht viel anfangen. Allerdings handelt es sich um eine der ältesten Kampfkünste überhaupt, mit einer Jahrtausenden alten Geschichte.
Im ersten Teil meiner Artikelreihe über Angampora erfährst du, um was es sich dabei überhaupt handelt und wie diese Kriegskunst entstand. Hier im zweiten Teil erkläre ich dir, was mit Angampora nach der Kolonisierung der Briten geschah und wie die Gegenwart und Zukunft aussieht.
Unter britischer Kolonialherrschaft
In der Neuzeit versuchten mehrere europäische Kolonialmächte Sri Lanka zu erobern. Es gelang ihnen über mehrere Jahrhunderte allerdings nur in der Küstenregion. Im Hochland konnte sich zunächst das Königreich Kandy behaupten, durch ihre gut ausgebildeten Angampora Krieger.
Nach Versuchen der Portugiesen und der Niederländer, die Insel zu erobern, begann im Jahr 1796 die britische Herrschaft über die Küstenregionen. Im Jahre 1815 gelang es dann auch, das Königreich Kandy zu erobern. Nachdem mehrere Aufstände gewaltsam niedergeschlagen wurden, wurde die gesamte Insel im Jahr 1818 endgültig britisch.
Die Kolonialherrschaft der Briten beeinflusste die Ausübung der singhalesischen Kampfkunst Angampora enorm.
Die Briten fürchteten die Angampora Krieger und ihre Kampfkünste, deshalb wurde es verbannt und ein Verbot ausgesprochen Angampora auszuüben und zu trainieren. Gurus wurden getötet und Schulen niedergebrannt.
Danach waren die übrig gebliebenen Gurus gezwungen, ihre Schulen zu schließen, da sie nicht noch mehr Opfer verantworten wollten. Sie lehrten Angampora nur noch im Untergrund und im Kreise der eigenen Familien. Die Techniken wurden so nur noch von Vater zu Sohn übertragen.
So konnte Angampora über die Jahre der britischen Kolonialherrschaft überleben. Wenn die Briten allerdings herausfanden, dass jemand immer noch Angampora praktizierte, wurde er erschossen.
Um diese Kampfkunst zu schützen und konservieren, wurden die Techniken mehr oder weniger in die traditionellen singhalesischen Tänze verpackt, sodass die Briten nicht erkennen konnten, dass die Einheimischen in Wahrheit ihre Kampftechniken übten.
Nach der Unabhängigkeit Sri Lankas
1948 wurde Sri Lanka, welches damals noch „Ceylon“ hieß, unabhängig von der britischen Krone. Man könnte denken, dass mit diesem Zeitpunkt die überlebenden Angampora Gurus wieder an die Gesellschaft traten.
Es dauerte allerdings noch bis ins Jahr 2000, als eine Handvoll Gurus mit der Regierung Kontakt aufnahmen um eine Erklärung abzugeben, dass es auf Sri Lanka eine traditionelle Kampfkunst gibt und sie diese gerne wieder an die Jugend weiter geben möchten.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde Angampora immer noch im Untergrund und nur in den Familien praktiziert, da einige Gurus die geheimen Techniken nicht weiter geben wollten, aus Furcht, dass diese an die falschen Leute geraten könnten.
Als Angampora 2000 wieder geboren wurde, gab es natürlich auch Menschen, die daraus Kapital schlagen wollten. Dadurch kamen viele falsche Gurus an die Oberfläche, die mit Angampora nichts zu tun hatten. Im ganzen Land sprossen falsche Schulen aus dem Boden. Aus diesem Grund wurde die Organisation STIMA (Sri Lankan Traditional Indigenious Martial Arts) gegründet.
STIMA ist ein Zusammenschluss aus verschiedenen Angampora Familien und Gurus. Das Ziel dieser Organisation ist es, ihre Kampfkunst zu schützen und zu fördern. Z. B. wird eine Videosammlung der einzelnen Techniken angefertigt, um diese für die Zukunft zu konservieren.
Ein weiteres Ziel von STIMA ist es, Angampora weltweit bekannt zu machen. Jeder soll wissen, dass Angampora eine Kampfkunst mit Wurzel in Sri Lanka ist.
Die Gegenwart und Zukunft von Angampora
Das Haupttrainingszentrum von STIMA befindet sich in Athurugiriya in der Nähe von Colombo. Des Weiteren gibt es 10 weitere Trainingszentren auf Sri Lanka. Außerhalb Sir Lankas gibt es die Möglichkeit in Deutschland und in der Schweiz zu trainieren. Diese Zweigstellen werden von Oliver Hermann geleitet, welcher seit 2009 mit STIMA zusammenarbeitet.
Momentan besteht STIMA aus vier Senior-Gurus, vier Gurus plus Oliver Hermann als ausländischer Guru. Auf Sri Lanka hat STIMA ca. 250 Schüler, in Deutschland und der Schweiz ca. 50.
Es findet ein reger Austausch mit Organisationen der Regierung statt. Z. B. wird die singhalesische Armee und Polizei in Angampora Techniken von STIMA trainiert. Des Weiteren findet eine Zusammenarbeit mit lokalen Reisebüros statt, um die heimische Kampfkunst anhand von Demonstrationen ausländischen Besuchern näher zu bringen.
Viele junge Menschen werden immer interessierter in Angampora. Natürlich gibt es aber auch hier Leute wie in jeder Sportart, die am Anfang motiviert sind, aber bei denen die Motivation auch schnell wieder nachlässt. Das Ziel ist es die passionierten Schüler zu halten, zu fördern und so diese Kampfkunst weiter zu verbreiten.
Das nächste Ziel von STIMA und der der Regierungsorganisation National Angampora Federation ist es Angampora als Wettkampfsportart zu etablieren, denn genau dies ist der beste Weg, diese Kampfkunst jungen Leuten nahe zu bringen. Mit Hilfe der Kalarippayat Athleten aus Indien soll dies sobald wie möglich auf die Beine gestellt werden. Kalarippayat hat bereits erfolgreich eine Wettkampfsportart aus ihrer traditionellen Kampfkunst erschaffen, welche ähnlich dem Angampora ist.
Dennoch bleibt weiterhin das Hauptziel von STIMA Angampora auf der ganzen Welt bekannt zu machen und so junge Leute anzuziehen, die sich dieser Kampfkunst verschreiben, sodass sie auch weiterhin am Leben bleibt und wieder zu alter Größe anwächst.
Nach vier Monaten Angampora Training mit STIMA bedanke ich mich ganz herzliche bei meinem Guru Athula. Ich bin davon überzeugt, dass er einer der besten Menschen auf der ganzen Insel ist. Als Guru sowie als Person.
Falls du nun Interesse bekommen hast auch einmal nach Sir Lanka zu reisen und diese traditionelle Kampfkunst kennen zulernen, dann kontaktiere mich gerne. Ich helfe dir gerne weiter einen Kontakt herzustellen.
Wenn du noch weitere Fragen oder Anregungen hast, dann kannst du mir gerne weiter unten ein Kommentar hinterlassen. Ich werde dir so schnell wie möglich antworten!
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