Güreş (türkisch für Ringen), wird von den Türken als Sportart ihrer Ahnen betrachtet. Der traditionelle Ringkampf in der Türkei konnte über viele Jahrhunderte bewahrt werden und auch heutzutage findet sich hier eine rege Ringerkultur.

Die Türken betrieben Güreş bereits im 13. Jahrhundert vor Christus und es wurde traditionell auf Festlichkeiten ein Wettringen veranstaltet, um der Gesellschaft die Kraft der „Pehlivan“ zu demonstrieren. „Pehlivan“ ist die Bezeichnung für die Wettkämpfer, was übersetzt einfach „Ringer“ bedeutet.

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Neben dem weltweit bekannten und praktizierten olympischen Ringen gibt es in der Türkei auch noch traditionelle Arten des Güreş die teilweise landesweit, oder auch nur lokal betrieben werden.

Landesweite Arten des Güreş sind:

  • Yağlı güreşi, ein Ringkampf der mit eingeölten Körpern ausgeübt wird
  • Karakucak güreşi, dieser Ringkampf ähnelt im weitesten Sinne dem Yağlı güreşi, es ist allerdings untersagt, den Körper einzuölen.
  • Minder güreşi, der olympische Ringkampf auf der Matte.

 

Die bekanntesten lokalen Arten des Güreş sind die Folgenden:

  • Aba güreşi der in den Regionen um Gazaintep und Hatay betrieben wird.
  • Şalvar güreşi, bekannt in der Region um  Kahramanmaraş
  • Kuşak güreşioder Tatar güreşi, welche unter der ethnischen Gruppe der Krim-Tataren betrieben wird.

Durch diese weitverbreitete und kontinuierliche Praktizierung der oben genannten Ringerstile, konnte sich die Türkei bisher immer bei internationalen Wettkämpfen behaupten. Da gerade das Yağlı güreşi als eine der kompliziertesten Ringerarten zählt, konnten türkische Wettkämpfer, die diesen Stil beherrschen, bei zahlreichen Olympiaden Gold abräumen, z. B. 1960 in Rom 7 von 16 möglichen Goldmedaillen im Bereich Ringen.

Yağlı güreşi wird als erstes mit türkischem Ringen in Verbindung gebracht und dies hat auch seine Berechtigung, da es landesweit sehr beliebt ist und auch in andern Ländern wir z. B. Bulgarien, Griechenland und dem Iran betrieben wird.

Typisch für diesen Ringkampf ist, dass die Wettkämpfer oberkörperfrei, nur in knappen Lederhosen, dem „Kispet“, bekleidet kämpfen. Dazu kommt allerdings noch, dass sie sich von Kopf bis Fuß mit Olivenöl einreiben, was das Anwenden von Hebeln, Chokes und anderen Grifftechniken fast unmöglich macht, da die Körper einfach zu glitschig sind.

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Bevor die Pehlivan den Wettkampfring betreten, ölen sie sich gegenseitig ein, um sich gegenseitig ihren Respekt zu zeigen, aber auch um Freundschaft und Harmonie zu demonstrieren.

Wenn ein jüngerer Wettkämpfer gegen einen älteren siegt, küsst er die Hand des älteren Ringers, ein weitverbreitetes Zeichen des Respekts in der türkischen Kultur.

Ziel des Wettkampfes ist es, beide Schultern des Gegners zu Boden zu bekommen oder alternativ, wenn man seinen Gegner in die Luft heben kann und ihn drei Schritte weit trägt. Beides wird natürlich dadurch erschwert, dass die Körper ultra glitschig sind.

Natürlich ist dieser Anblick sehr ungewohnt. Etliche stabile Kerle die sich erst gegenseitig in Öl einreiben, bis sie triefen und sich dann beim Ringen näher kommen. Besonders der Griff ins Beinkleid (Kispet) ist ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber dies ist nun mal der einzige sichere Griff den man anwenden kann.

Traditionell hatte Yağlı güreşi kein Zeitlimit, es wurde bis zu puren Erschöpfung gekämpft, man sagt, dass sogar der ein oder andere Pehlivan an Erschöpfung gestorben sei, da es vorkam, dass ein Wettkampf mehr als zwei Tage andauerte.

Heutzutage beschränkt sich die Wettkampfzeit allerdings auf 30 bis 40 Minuten, je nach Austragungsort und Kategorie.

Der beste Ort um sich diese kuriose Sportart anzuschauen ist Edirne in der Westtürkei, nahe der griechischen und bulgarischen Grenze. Die Wettkämpfe werden auf der Sarayici Halbinsel am Rande der Stadt ausgetragen.

Jedes Jahr findet hier Ende Juni bis Anfang Juli das Kirkpinar Turnier satt. Eine Woche lang herrscht hier Ausnahmezustand und Volksfeststimmung. In glühender Hitze kämpfen unzählige Pehlivan um Ruhm, Ehre und Anerkennung einer ganzen Nation.

Die Legende besagt, dass Mitte des 14. Jahrhunderts 40 osmanische Krieger von Kleinasien nach Südosteuropa geschickt wurden, um die Umgebung zu erkunden. Da sie sich ab und zu langweilten, trugen sie untereinander Ringkämpfe aus.

Bei einem dieser Ringkämpfe wollten zwei Männer keine Pause einlegen, bis sie letztendlich vor Erschöpfung starben.

Die übrigen Soldaten zogen weiter, um die Festung von Edirne zu erobern. Als sie siegreich zum Austragungsort des Ringkampfes zurückkehrten, um einen Grabstein für die zwei toten Ringer zu erreichten, waren dort 40 kristallklare Quellen entsprungen.

Seitdem wird das Kirpinar jährlich ausgetragen und es ist somit das älteste Sportturnier der Welt, welches kontinuierlich seit 1346 durchgeführt wird. Nur die Olympischen Spiele sind älter, diese wurden allerdings für mehrere Jahrhunderte von der Kirche untersagt, da sie griechischen Göttern und Mythen huldigten.

Das sich Ringer mit Öl einreiben ist schon weitaus länger üblich. So geht das Ringen mit öligen Körpern zurück bis zu den Babyloniern. So wurde eine Bronze Statue aus dem Jahre 2650 v. Chr. nahe dem Khafadji Tempel gefunden die zwei Öl-Ringer zeigt, die Ölbehälter auf ihren Köpfen tragen.

Ein weiterer Beweis aus der gleichen Zeit findet sich in Ägypten auf einem Kalksteingemälde am Grab von Ptahhoteb in der Nähe der archäologischen Stätte Saqqara ca. 35 km von Kairo entfernt.

Heutzutage gibt es auch Ableger des Kirkpinar Turniers in Westeuropa. So wurde die erste internationale Meisterschaft im Yağlı güreşi 1996 in Amsterdam ausgetragen. Auch eine deutsche Meisterschaft gibt es seit 2004. Diese wurde damals in Frankfurt am Main ausgetragen.

Während der Sommermonate gibt es auch des Öfteren in Deutschland, Österreich und der Schweiz Veranstaltungen im Ölringen. Veranstalter sind meistens türkische Gemeinden oder Sportvereine, so wie der  SV Türkgücü Kassel 1972 e.v. Der Verein bietet auch regelmäßig Yağlı güreşi Training an.

Auf der Website der „Türkiye Güreş Federasyonu“ findest du Termine, wo offizielle Ölringkämpfe ausgetragen werden und zu welchem Datum.

Das olympische Ringen „Minder güreşi“ wird in fast jeder größeren Stadt zu jeder Jahreszeit betrieben. Oft trainieren die Sportler das ganze Jahr über den olympischen Ringkampf und im Sommer, wenn die Temperaturen hochgehen, steigen sie auf das Ölringen um, da dies nur in den Sommermonaten ausgetragen wird.

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Wenn du dich in der Türkei aufhältst und Interesse hast, die türkische Nationalsportart zu trainieren, ist es in jedem Fall im Osten des Landes nicht einfach an Informationen zu kommen, wenn du der türkischen Sprache nicht mächtig bist. Deshalb empfehle ich dir den Westen des Landes, besonders in Antalya gibt es in den Sommermonaten viele Ringerveranstaltungen.

Es gibt zwar Internet und Facebook Seiten, der verschiedenen Vereine, allerdings alle in türkischer Sprache und größtenteils werden diese Plattformen auch nicht aktualisiert.

Deshalb solltest du dir nach Möglichkeit einen Beistand holen, der für dich übersetzt und evtl. Trainer oder Vereine für dich kontaktieren kann. Der Osten des Landes ist wie gesagt nicht einfach, was die Kommunikation angeht.

Wenn du noch weitere Fragen oder Anregungen hast, dann kannst du mir gerne weiter unten ein Kommentar hinterlassen. Ich werde dir so schnell wie möglich antworten!

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Bildquellen:
Türkiye’den Yağlı güreş, Kamu Malı, WikiCommons
A game of oil wrestling in the gardens of the Topkapi Palace, WikiCommons
Oil wrestling, Pz.IStP, WikiCommons
Sgt. Lester defends Turkish lift, U.S. Army, Flickr