Das „per Anhalter“ fahren, fing bei mir eigentlich schon in der Jugend an. Wenn es am Wochenende in unserem Ort nichts zu tun gab, wurde der Daumen raus gehalten um einfach ein paar Orte weiter zu gelangen, nur um mal zusehen, was dort so vor sich geht.

Es war immer völlig unproblematisch und wir sind auch immer wieder zum Ausgangspunkt zurückgekommen. Mit Studententicket, Bla Bla Car, etc. wurde es allerdings dann nicht mehr praktiziert, der Luxus der festen Abfahrts- und Ankunftszeiten hatte mich in seinem Bann.

Doch mit Beginn meiner Reise und meiner wieder gewonnen zeitlichen Flexibilität, war mir von vorneherein klar, dass ich auch wieder per Anhalter unterwegs sein möchte, da ich von dieser Art zu reisen immer überzeugt war.

Der Balkan war eher durchwachsen was die Bereitschaft betrifft Anhalter mitzunehmen und in Griechenland war es fast unmöglich. Doch danach kam ich in ein wahres Paradies für Tramper… die Türkei!

In folgendem Artikel möchte ich dir ein wenig das Prinzip des „per Anhalter“ Reisens in der Türkei näher bringen und dir zeigen wie ich in meinem ersten asiatischen Land vorangekommen bin.

Trampen Türkei

Die Türkei ist ein riesiges Land, 1600 km von West nach Ost und 660 km von Nord nach Süd. Die landschaftliche und kulturelle Vielfalt macht dieses Land zwischen Europa und Asien extrem attraktiv.

Die Gesellschaft ist an den Anblick von Anhaltern auf den türkischen Straßen gewöhnt, deshalb wird man sich wahrscheinlich nur über dein westliches Aussehen wundern, was dir aber Vorteile verschaffen kann, da die Türken sehr gastfreundlich und neugierig sind.

Des Weiteren gibt es in der Türkei nicht sehr viele Autobahnen, die vorhandenen verbinden die großen Städte, was es wiederum  einfach für dich macht. Wenn du dich an der richtigen Fahrbahn aufstellst, kannst du sicher sein, dass alle vorbeifahrenden Fahrzeuge zumindest ein gutes Stück in deine Richtung fahren werden.

Straßen in der Türkei

Die Straßen sind gut ausgebaut und relativ leer, d.h., wenn du einmal einen „Lift“ bekommen hast, was in der Regel nicht länger als 20 Minuten dauert, kannst du sicher sein, dass du relativ schnell an deinem Zielort ankommst.

Auch abseits der Hauptverkehrsadern ist es weit verbreitet, dass Anhalter mitgenommen werden. Hier musst du wahrscheinlich nur etwas warten, bis überhaupt jemand vorbei fährt, diese Person wird dich dann aber ziemlich sicher mitnehmen.

Das Straßennetz der Türkei ist ca. 66.000 km lang, davon sind ca. 32.000 km in staatlicher Hand, 32.000 km in der Hand der jeweiligen Provinzen und 3.000 km sind Autobahnen.

Karte Türkei

  • Otoyol (O-Roads, Autobahn): Autobahnen haben hier ein Geschwindigkeitslimit von 120 km/h. Wenn man auf diesen Autobahnen reist, fällt eine Maut an, die von der Länge der Strecke abhängig ist. Es ist untersagt auf Autobahnen zu trampen, das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist. Wo kein Richter, da kein Henker!
  • Devlet yollari (D-Roads, Nationalstraße): Die zweispurigen Nationalstraßen haben außer Orts ein Geschwindigkeitslimit von 90 km/h und innerorts von 50 km/h. Sie verbinden alle größeren Städte des Landes und trampen ist hier legal.
  • Provinzstraßen: Wenn es keine Autobahn oder Nationalstraße ist, dann handelt es sich um eine Provinzstraße. Sie verbindet kleine Städte und Ortschaften des Landes. Das Geschwindigkeitslimit ist wie auf den Nationalstraßen.

Trampen Türkei 2

Sprache in der Türkei

Was du allerdings in jedem Fall tun solltest, ist dir ein Grundvokabular an türkisch anzueignen oder ein Zettel mit Vokabeln bei dir zu haben, da außerhalb der touristischen Gebiete kaum noch Englisch gesprochen wird. Ein geladenes Handy mit Google Translator erfüllt auch sehr gut seinen Zweck. Trotzdem hier die wichtigsten Begriffe:

Hallo – merhaba. (mehr hah bah)
Danke– Teşekkür (ederim) (teh shek uer eh der eem)
Auf Wiedersehen – hoşçakal. (Hosh cha kal)
Anhalter – otostopa (o-to-STOP)
Ich habe kein Geld –  Param yok. (Pah rham yok) (useful in any language)
Geld – para (pahrah)
Ich will nach … – …gidiyorum (…gee-dee-yoh-room)
Mein Name ist – Adım… (Ad uhm..)
Ich bin aus … – …lıyım / …liyim
schön dich kennenzulernen – Memnun oldum (mem noon oll doom)
Ich verstehe nicht – Sizi anlamıyorum (si-zi ann-la-ma-yor-um)
Jetzt – şimdi (shim di)
Heute– bugün (BOO-gurn)
Gestern – dün (durn)
Morgen – yarın (YAHR-uhn)
Freund –  arkadaş (arkadash)
Nach links – sola dönün
Nach rechts – sağa dönün
gerade aus – doğru (doh-ROO)
Hier – burada (BOO-rah-dah)
Dort – orada (OH-rah-dah)
Tee – çay (chaay)
Bushaltestelle – otobüs istasyonu  (otobuers eestasyonu)
Bahnhof – gar (GAHR)
Hilfe – İmdat! (Im Daht!)

Essen in der Türkei:

Die türkische Küche gehört meiner Meinung nach zu einer der Besten der Welt. Türkische Gerichte haben Einflüsse aus Zentralasien, dem Nahen Osten sowie dem Balkan.

In Deutschland denkt man oft, dass man mit Döner und Lahmacun die wichtigsten und besten Gerichte bereits kennt … weit gefehlt! Gerade der Döner ist in der Türkei überhaupt nicht zu empfehlen, da er dort meist aus einem Weißbrot mit Dönerfleisch, Tomaten, Gurken und Ketchup besteht, da ist die bekannte Variante in Deutschland doch um einiges besser.

Das heißt aber nicht, dass man in der Türkei kein gutes Fastfood findet. Weit verbreitet sind hier z.B.  Cig Köfte, kleine vegetarische Frikadellen aus Bulgur, Tomatenmark, Petersilie und einigen anderen Gewürzen. Auch Köfte (Fleischfrikadellen) und Gölzeme, herzhafte Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen sind überall für wenig Geld erhältlich. Normalerweise bewegt es sich in einem Preisbereich um 3 türkische Lira (ca. 1€).

Ganz wichtig ist allerdings der Cay (Tee). Nationalgetränk, Zeitvertreib gegen Langeweile und einfach Lebenselixier. Den Schwarzen Tee bekommt man überall in Tulpengläsern gereicht. Er wird normalerweise schwarz mit viel Zucker getrunken. Irgendwann wirst du auch als Nichtteetrinker soweit sein, dass du dich beschwerst, wenn du nicht mindestens fünf Cay am Tag hattest.

Türkischer Tee

Falls du auf der Suche nach Bier und Alkohol sein solltest, gibt es zu beachten, dass im Einzelhandel Alkohol nur bis 10 Uhr abends erhältlich ist und im Osten der Türkei allgemein schwer zu haben ist. Auch ist es für Kiosks verboten, mit Alkohol zu werben. Aber das heißt nicht, dass man die richtigen Läden nicht mehr erkennen kann. Du musst einfach auf die Efes Bierkästen vor den Läden achten, dass ist das Zeichen heut zu Tage, das es drinnen was zu trinken gibt.

Wetter in der Türkei:

Die Türkei ist verdammt groß, deshalb solltest du dir bewusst sein, dass du für alle Wetterbedingungen vorbereitet sein musst, wenn du das ganze Land bereisen möchtest.

Als ich in Fethiye an Land ging, war es dort noch ca. 30 Grad heiß, Mitte Oktober. Als ich Anfang November in Erzurum, in der Osttürkei zu Besuch war, hat mich der erste Schnee heimgesucht. Damit du verstehst was ich meine.

An der Mittelmeerküste wirst du lange und heiße Sommer und kurze, milde, aber nasse Winter wiederfinden. An der Schwarzmeer Küste musst du das ganze Jahr über mit viel Regen rechnen. Die Sommer sind milder, oft etwas verregnet. Die Winter sind kühl und nass. In Ost Anatolien sind die Sommer heiß und trocken mit Temperaturen bis zu 30°C. Die Winter dort haben es in sich, es kann durchaus mal bis zu -40°C werden, je nachdem wo man sich aufhält.

Palandöken Erzurum

Sehenswürdigkeiten in der Türkei:

Die Türkei hat unzählige Sehenswürdigkeiten zu bieten, sei es historisch-geschichtlich, oder die atemberaubenden, abwechslungsreichen Landschaften.

Im Südwesten, an der Mittelmeerküste befinden sich die Urlaubshochburgen Antalya, Alanya, Side und wie sie alle heißen. Traum jeden Pauschalurlaubers. Aber auch für Tramper und Individualtouristen hat dieser Küstenabschnitt einiges zu bieten.

Die Küstenstraße von Bodrum nach Antalaya ist der Traum eines jeden Motorradfahrers und in Ölüdeniz findest du einen der besten Plätze weltweit, um Paragliden auszuprobieren.

Paragliden Türkei

Nicht allzu weit von dort, in West Anatolien findest du die heißen Quellen „Pamukkale“. Diese Quellen haben im Laufe der Jahrtausende Becken geformt die an „Infinity Pools“ erinnern, gefüllt mit türkisfarbenem Wasser. Nicht nur der Anblick ist einzigartig, auch die Tatsache, dass du in den heißen Quellen baden kannst.

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Egal ob Backpacker, Tramper oder Pauschaltourist, wenn du in die Türkei für die Schönheit der Natur kommst, dann darfst du auf keinen Fall Kappadokien verpassen. Diese Vulkanlandschaft liegt in Zentral-Anatolien auf einem Plateau von ca. 1000 m.

In Kappadokien gibt es tausende uralte Bauten, die direkt in die Felsen des Vulkangesteins gebaut wurden. Im Untergrund findest du Städte, Tempel, Kirchen und Tunnelverbindungen.

Weltbekannt ist dieser Ort auch für Heißluftballonfahrten. Jeden Morgen zwischen sechs und acht Uhr kannst du hunderte Heißluftballons am Himmel bewundern. Nur selbst mitfliegen ist besser, wenn auch nicht ganz günstig (ca. 100€), aber so etwas ist einmalig im Leben und definitiv der richtige Ort dafür.

Kappadokien Heißluftballon

Wenn du einsame Berglandschaften liebst, dann bist du in Ostanatolien am richtigen Ort. Hier gibt es 5000er zu besteigen und du wirst dir beim Wandern vorkommen, als wärst du der einzige Mensch auf Erden. Weit und breit ist einfach nichts, Stille nur du und die Natur.

Für mich definitiv eines der Highlights, die Landschaft von Ostanatolien, wenn es auch leider sonst nichts gibt in diesem Teil der Türkei, die Szenerie beim Wandern macht alles wieder wett.

Ostanatolien Landschaft

Ein- und Weiterreise / Grenzübergänge in der Türkei:

Wenn du am Trampen bist, dann bleibt es vermutlich nicht nur bei einem Land, dass du bereisen wirst. Die Türkei grenzt an sieben Länder, in die du mehr oder weniger einfach weiterreisen kannst.

Türkei – Griechenland:

  • Ipsala / Kipoi: An der Europastraße E84. Theoretisch ist es verboten diesen Grenzübergang zu Fuß zurückzulegen wegen der griechisch / türkischen Militärzone, aber mit dem Bus, Auto oder LKW ist es möglich.
  • Kastanies / Pazurkule: Dieser Grenzübergang befindet sich im Dreiländereck Griechenland, Türkei Bulgarien an der Autobahn O-3 und ist sehr nahe an der Stadt Edirne in der Türkei gelegen.
  • Griechische Inseln / Türkisches Festland: Von den Inseln Rhodos und Kos verkehren mehrmals in der Woche Fähren zum türkischen Festland. Von Rhodos geht es nach Fethiye und Marmaris, von Kos nach Bodrum.

Fethiye Hafen

Türkei – Bulgarien:

  • Kapikule / Kapitan Andreevo: An der Europastraße E80. Dieser Grenzübergang ist einer der meist frequentierten weltweit. D.h. hier ist verdammt viel los und du musst hier Zeit einplanen.
  • Lesovo / Hamzabeyli: Etwas weiter im Osten vom Hauptgrenzübergang in Kapikule an der D-535 Straße.
  • Malko Tarnovo / Dereköy: Der östlichste Grenzübergang am Nationalpark Vitanovo. Der Grenzübergang befindet sich an der Europastraße E87.

Türkei – Georgien:

  • Sarp / Sarpi: An der Schwarzmeer Küste gelegen, 12 km südlich von Batumi (Georgien) und 20 km nordöstlich von Hopa (Türkei). Die Grenze kann zu Fuß überquert werden, allerdings ist sie etwas schwer zu finden, da keine Schilder auf sie hinweisen. Von der Türkei nach Batumi gibt es einen öffentlichen Bus, aber in die andere Richtung (in die die Türkei) bisher anscheinend nicht.
  • Vale / Posof Türkgözü: weiter im Inland gelegen an der Europastraße E691.

Türkei / Iran:

  • Barzargan / Gürbulak: Der nördlichste Grenzübergang in den Iran an der Autobahn 32. In der Nähe der kurdischen Stadt Dogubayazit und dem Berg Ararat. Die Grenze muss zu Fuß überquert werden, aber auf beiden Enden warten Busse oder Sammeltaxis für die Weiterreise.
  • Razi / Kapiköy: Im Osten des Van-Sees in der Mitte der anderen beiden Grenzübergänge an der D-300 Straße. An dieser Grenzstation kommst du übrigens auch vorbei, wenn du mit dem Zug reist. Mit dem Trans Asya Zug kannst du einmal wöchentlich von Istanbul kommend nach Teheran reisen. Es gibt auch einen wöchentlichen Zug von Van (Türkei) nach Täbriz (Iran).
  • Serow / Esendere: Der südlichste Grenzübergang an der Autobahn 16.

Türkei / Armenien:

Alle Grenzübergänge von der Türkei nach Armenien und von Armenien in die Türkei sind geschlossen.

Türkei / Syrien / Irak:

Von Reisen in das Grenzgebiet zu Syrien und dem Irak rate ich dir momentan, aufgrund der politischen Lage und des Krieges mit dem IS im höchsten Maße ab! Wenn du auf dem Weg in den Dschihad bist, dann kannst du dir den Weg selbst suchen.

Ich hoffe ich konnte dir mit diesem Artikel ein wenig ein Gefühl dafür geben wie einfach es sein kann per Anhalter zu reisen, oder die Angst nehmen vor dieser Art des Reisen. Wenn du irgendwelche Tipps und aktuellen Informationen zur Situation in der Türkei hast, was das Trampen betrifft, dann schreibe mir doch bitte ein Kommentar oder eine E-Mail um den Artikel aktuell halten zu können.

Wenn du noch weitere Fragen oder Anregungen hast, dann kannst du mir gerne weiter unten ein Kommentar hinterlassen. Ich werde dir so schnell wie möglich antworten!

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