Im Iran wird nicht nur gebetet und Gedichte vorgetragen. Auch hier versuchen gerade die Männer ihre Körper durch Kraftsport und verschiedene Übungen in Form zu halten.

Natürlich erfreuen sich die Standard Pumperbuden auch im Iran immer größerer Beliebtheit, aber es gibt hier auch etwas, um sich hart zu machen, was viel interessanter und cooler ist.

Das Zurkhaneh, pers. für „Haus der Kraft“.

In diesem traditionellen Fitnessstudio treffen sich die Männer, um zu trainieren und ihre Körper zu stählern, auf eine Art und Weise, wie sie schon Jahrhunderte von den persischen Kriegern betrieben wird.

Der praktizierte Sport im Zurkhaneh wird „Varzeš-e pahlavāni” genannt und die Übungen die dort durchgeführt werden, trainieren den Körper vor allen Dingen auf Kraft und Kraftausdauer.

Das Zurkhaneh, ist vom Aufbau immer sehr ähnlich. Der Trainingsraum ist eine achteckige, etwa ein Meter tiefe Grube, die mit einem Holzboden oder Trainingsmatten ausgelegt ist.

Oberhalb der Grube befindet sich der “Sardam”, der Platz an dem der “Morsched” die Sportler mit Gesang, Blechtrommel und Glocke zu Höchstleitungen motiviert.

Die Eingangstür zum Zurkhaneh ist sehr niedrig gebaut, dies hat den Sinn und Zweck, dass durch die gebückte Haltung, beim Betretenen der Sportstätte, der Tradition den nötigen Respekt erwiesen wird.

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Die Wurzeln des Zurkhaneh befinden sich bereits in der vorislamischen Zeit des Irans.  Als im Iran der Islam noch keine Rolle gespielt hat, war es ein Ort der körperlichen und geistigen Ertüchtigung. Nach der Eroberung Persiens durch die Araber war diese traditionelle Kraftsportart eine Weile verboten, aufgrund der kulturellen Differenzen, aber nach einiger Zeit wurde das „Varzeš-e pahlavāni“ einfach den Gegebenheiten des Islams angepasst.

Seitdem sollen die Sportler im Zurkhaneh Glaubensstärke und Loyalität gegenüber dem Propheten und den Imamen erweisen.

Die Hoch-Zeit des „Krafthauses“ führt zurück auf den ritterlichen Helden „Rostam“, der im 14. Jahrhundert gelebt haben soll. Rostam verteidigte schutz- und wehrlose Menschen in Persien, als das Land von den Mongolen besetzt war. Dieser Edelmut ist auch der Grund, warum Rostam im „Varzeš-e pahlavāni“ als „Weltheld“ gilt, die höchste Auszeichnung, die ein Sportler im Zurkhaneh erreichen kann.

Rostam_Ramsar

Die folgenden Übungen werden seit jeher im Zurkhaneh durchgeführt:

Aufwärmen (Garm kardan)

Das Aufwärmen dient auch hier dazu, während der Kraftübungen Verletzungen zu vermeiden. Zur Musik werden die Aufwärmübungen auch zwischen den Kraftübungen durchgeführt.

Holzschild (Sang)

Sie symbolisieren die im Kampf verwendeten Schilde. So ein Holzschild hat ca. 35 bis 40 kg. Die Athleten legen sich auf den Rücken und führen dann mit zwei Schildern Übungen ähnlich wie beim Bankdrücken durch. Es gibt verschiedene Variationen dieser Übung.

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Stahlbogen (Kabbade)

Die Kabbade ist ein Bogen aus Stahl, der anstatt einer Sehne eine Eisenkette zwischen den Bogenspitzen hat. An der Eisenkette hängen noch Eisenringe, um die Übung zu erschweren. Es gib diesen Bogen in verschiedenen Gewichtsklassen.
Bei der Übung wird der Bogen am Griff und an der Kette genommen und über dem Kopf von rechts nach links geschwungen.

Diese Übung hat den Zweck Kraft für das Bogenschießen zu entwickeln.

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Holzkeule (Mil)

Es gibt Holzkeulen in verschiedenen Größen und Gewichten, sie wiegen zwischen 5 und 50 kg und werden doppelt geführt. Die Übungen bestehen aus Schwingen und Drehen der Keulen, dies ist auch als „Indian Club Swinging“ bekannt.
Diese Übung wird praktiziert, um Kraft für den Kampf mit dem Schwert oder der Axt zu entwickeln.

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Brett für Liegestütze (Taxte-ye šenā)

Ein schmales, hölzernes Brett mit Füßen wird verwendet, um verschiedene Liegestützübungen durchzuführen.

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Fußarbeit (Pa zadan)

Für diese Übungen werden keine Geräte verwendet. Sie dienen dazu, Geschwindigkeit und Beweglichkeit zu trainieren. Die Athleten führen dafür verschiedene Bewegungen im Stehen aus, die u.a. Meidebewegungen enthalten.

Drehen (Carx)

Was etwas wie im Kreis tanzen aussieht, ist gar nicht so ohne. Die Sportler drehen sich immer schneller um ihre eigene Achse im Kreis. Früher wurde dies mit einem Dolch in der Hand praktiziert, da die Krieger so einem Nahkampf rundherum verteidigen konnten, dem Gegner Wunden zufügten und danach entkamen.

Ringen (Kosti)

Das Ringen ist auch Bestandteil im Zurkhaneh, um die kämpferische Eignung der Sportler zu trainieren.

Beten

Dies spielt eine wichtige Rolle im Varzeš-e pahlavāni. Es steht für die Demut der Athleten und wird zum Ende der Übungen gemacht.

 

Wie in vielen anderen Sportarten, speziell bei Kampfsportarten, gibt es auch im Zurkhaneh verschiedene Graduierungen:

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Nocheh („Anfänger“): Ein junger Ringer, der in einer Zurkhaneh ausgebildet wird.

Nowkhasteh(„Fortgeschrittener Anfänger: Ein Nocheh, der seine Kenntnisse erweitert hat und auch in anderen Zurkhanehs ausgebildet wird.

Pahlavan(„Held‎): Ein Sportler, der sich durch Bescheidenheit und der Respekterweisung gegenüber Älteren, Morscheds und Stärkeren auszeichnet, der sich gegen Unterdrückung, Falschheit und Ungerechtigkeit zur Wehr setzt, der für Gerechtigkeit, Korrektheit und Vergebung steht.

Pahlavan-e Zoordar(„Starker Held): Ein Meisterringkämpfer oder auch starker Mann.

Pahlavan-e Keshvar („Nationalheld): Ein international bekannter Pahlavan und Ringkämpfer, der an Ringer-Weltmeisterschaften und/auch Olympischen Sommerspielen teilnimmt (z.B. Gholamreza Takhti, Imam-Ali Habibi), ein Pahlavan, der die Armbinde des Pahlavani gewonnen hat.

Pahlevan-e Bozorg („Großer Meister und Held): Dieser Titel wurde bislang nur den Pahlavans Pourya-ye Vali (13. Jh.), Kabir-e Esfahani (15. Jh.), Yazdi Bozrog (18. Jh.) und Haj Seyed Hassan Razazauch bekannt als Pahlavan Shoja’at (1853–1941) verliehen.

Jahan Pahlavan („Weltheld): Der höchste Titel eines Pahlavans und die größte Ehre, die bis dato nur Rostam und Gholamreza Takhti zuteil wurde.

Zurkahnehs gibt es durchaus auch in anderen Ländern außerhalb des Irans. In den Ländern Aserbaidschan, Irak, Türkei und Afghanistan ist dieser Kraftsport sehr verbreitet. Momentan gibt es auch eine Initiative im Iran, den Sport internationaler zu machen. In Deutschland kannst du Varzeš-e pahlavāni u. a. bei Zurkhaneh Ferdowsi e.V. trainieren. In Österreich u. a. beim Sportverein Zurkhaneh Vienna (Angaben ohne Gewähr).

Falls du den Iran bereisen solltest und dich für diese Sportart interessiert, solltest du einfach Einheimische ansprechen, die können dir meist weiterhelfen und dir den nächsten Trainingsort zeigen. Es ist durchaus möglich, dass du am Training teilnehmen kannst, ich habe auch in Yazd im Zurkhaneh trainiert. Nur eines gibt’s es zu beachten… Frauen dürfen nur zugucken. It’s a men world!

Fotos von Yazd und von meinem Training im Zurkhaneh findest du hier…

Wenn du noch weitere Fragen oder Anregungen hast, dann kannst du mir gerne weiter unten ein Kommentar hinterlassen. Ich werde dir so schnell wie möglich antworten!

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Quellen:
Varzeš-e pahlavāni, Razmafzar, Dr. Manouchehr Moshtagh Khorasani
Zurkhaneh, Wikipedia